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(62 Km / 800 Hm↑)
Text & Fotos: André S. Niedzielski
Der Standort der Tourist Information in Füssen eignet sich bestens um eine Radtour zu starten: Parkplatz in der Nähe, Lebensmittelgeschäft für den Proviant und bei Bedarf, ausführliche Informationen im Büro auf dem Platz.

Füssen – Kaiser Maximilianplatz
Mittlerweile hat sich die Strecke des Radweges nach Osten geändert, denn das neue Baseballfeld an der Bundesstraße 17 zwingt jetzt den Radfahrer den Radweg auf der rechten Straßenseite, Füssen auswärts, zu benutzen. Dafür landet man direkt auf die Fußgänger und Radfahrer Brücke über den Lech, den Lechsteg und meidet so die enge Passage (und die gefährlichen Schienen!) der E-Werkstaumauer.

Füssen – Am rechten Lechufer
Auf das rechte Lechufer, fährt man weiter durch Horn, am Thermalbad und Grundschule von Schwangau vorbei, geradeaus durchs Dorf bis zu einer schattigen Baumallee die den Weg zum Bannwaldsee und der Ortschaft Buching -Berghof einleitet.

LIndenallee nach Schwangau- Dorf
Die Strecke an der Mühlbacher Ache ist besonders reizvoll. Unmittelbar am Flüsschen entlang, kann man tatsächlich die Fische (Rotauge!) im Vorbeifahren sehen und die angenehme Frische durch die Wassernähe genießen.

Radweg an der Mühlbacher Ache
Nach dem Campingplatz folgen ein kurzer Anstieg und eine breite freie Aussicht auf den Bannwaldsee.

Der Bannwaldsee
Und schon führt uns der geradlinige Radweg auf eine weite nach Nord-Osten offene Ebene mit tiefgrünen Wiesen, die besonders in der Heuerntezeit eigenartig duften…ein Hauch von der Provence, mitten im Allgäu!

Dorfplatz Buching – Berghof.
An Berghof und die katholische Pfarrkirche St.Michael (gebaut 1702-1716) mit der typischen Barock Zwiebelhaube vorbei, kommt man über den Halblech – so heißt der Bach – leicht bergab nach Trauchgau mit einzelnen in traditioneller Bauweise restaurierten Bauernhäusen an.

Der Halblech

Stadtmarkt Kfb. 31.05.19

Trauchgau – hübsch renovierte Bauernhäuser
Der B17 entlang, steigt der Radweg durchgehend mäßig nach Unterreithen auf ; Ausgangspunkt der „Königstrasse“ die über hügeliges Gelände bis Altenau und weiter nach Oberammergau und Schloss Linderhof führt. Jenen Weg den König Ludwig II so gerne nachts, vornehmlich im tiefsten Winter, auf seinem durch vier weiße Prachtpferde gezogenen Schlitten, oft zurücklegte. Vorne und hinten, in vollem Galopp, die berittenen Fackelträger als Begleitung… eine malerische Vorstellung!

Hauswand Malerei am König Ludwig Weg

…eine malerische Vorstellung
Unser Radweg geht weiter, stramm bergauf über eine teils asphaltierte Landstraße, meistens durch angenehme schattige Waldpassagen. An der Kreuzung nach Altenau,bei der Fortführung der „Königstrasse“, biegt der Weg nach links in Richtung Wieskirche.

Die Kreuzung Altenau – Wieskirche
Zunächst weites Grasland mit freier Westaussicht. Später auch ein langes Waldstück, das sich plötzlich auf die monumentale und zugleich perfekt abgestimmte Gestalt der Wieskirche öffnet, mitten auf einer Wiese – so der Name.

Die Wieskirche von Südwesten
Nach der Waldruhe auf dem Radweg, trifft man auf eine Vielzahl von Besuchern aus der ganzen Welt (über 1 Million im Jahr) die tüchtig herum knipsen. Einige Radfahrer die eine Pause machen, aber auch Einheimische und Pilgergruppen auf dem Weg zum Gottesdienst.

Wieskirche – Altarraum – Rechts der Heilige Sankt Ambrosius
In der Kirche (Erbaut von den Brüder Zimmermann 1745 – 1754) ist es leiser, nicht zuletzt weil man vom Prunk des Rokokostils, umhüllt in einem sanft freundlichen Licht, überwältigt wird. Im Gegensatz zum Barock mit Licht und Schattenspiel, verteilt der Rokokostil das Licht überall. Dem Besucher werden die Reichtümer der kirchlichen Kunst durch Wand und Deckengemälde, Statuen, Altäre, Kirchenfenstern bis zur massiven Orgel prächtig vorgeführt.

Wieskirche die Orgel – Rechts der Heilige Sankt Augustinus

San Jeromino

Kuppelfresken
Die schwere Holzpforte öffnet sich mit Blick nach draußen …und auf die Geschäftswelt! Gasthäuser, Souvenirläden, Kioske mit all den Angeboten die Leib und Seele der Gäste entsprechen können. Eine tapfere Blaskapelle schlängelt sich durch und verleiht der Szene eine echte und fröhliche bayerische Note.

Wieskirche – Allgäuer Blaskapelle

…die Ruhe weg!
Bereits nach etwa hundert Meter Radweg, ist die Unterhaltung verflogen; die üppige Graslandschaft schließt den Radler wieder um, dann führt der Weg geradeaus mit einer langen steilen Abfahrt und überfliegendem Blick über die weite Lechebene, direkt nach Steingaden!

Steingaden – Marktplatz und Stiftskirche
Die kleine Ortschaft mit ca. 3.000 Einwohnern streckt sich entlang der Bundesstraße 17 und weist einen historischen Kern um den Marktplatz auf. Ursprünglich wurde hier eine romanische Kirche, das Welfenmünster 1176 im Kloster Steingaden errichtet, jedoch im 14. jh. in spätgotischen Stil teils umgebaut und nach Zerstörung im 30 jährigen Krieg im Barockstil wiederaufgebaut: die St. Johannes Baptist Stiftskirche.

Sankt Johannes Baptist Stiftskirche

St.Johannes Baptist Kirche- Hochaltar

Romanisches Westportal

Welfengenealogie in der Vorhalle – Geschichte des Hochadelgeschlechts im Mittelalter
Um den reizenden Marktplatz, verschiedene Bauten aus den 17 und 18. jh. die Geschäfte und Geschäftsleute beherbergt haben. Auf der anderen Straßenseite, ein langgezogenes Gebäude mit weiter Toreinfahrt, der ehemalige Klostermeierhof (1769 – 1776), worin regelmäßig eine geschätzte Gartenschau stattfindet.

Kloster Steingaden – Klostermeierhof
Nach Westen, in Richtung Lechbruck, einen leichten flachen Radweg über 6 km, nur teil asphaltiert, der zur mächtigen Brücke von Lechbruck führt (Link: „10 Seen auf einem Streich“). Am linken Lechufer angekommen und wenn einen Besuch des Ortes nicht geplant ist, folgt man der Helmersteiner Straße nach Südwesten, entlang des Lechs zu den Stauseen.

Lechstausee
Kurz vor der Dammüberquerung bleibt man auf der Landstraße und fährt weiter stramm bergauf nach Riesen auf einer Art Plateau. Dafür bietet die plötzliche Hochlage ein beeindruckendes Panorama über die Lechebene mit den länglichen blauen Seen, den verschiedenen Ortschaften und, fast gegenüber, der auslaufenden Voralpenkette einschließlich Ammergauer Alpen. Zudem wurde dort bereits im 14. jh. im großen Stil, ein besonders hartes Gestein verwertet: der Wettstein. Dörfer wie Halblech und Schwangau waren darauf handwerklich spezialisiert und schickten (heute heißt es exportieren) weltweit ihre Produkte; Der Hauptabnehmer war die Landwirtschaft mit all den Werkzeugen die regelmäßig zu schleifen sind, etwa die Sense.
Die Hochebene ist eine echte Radler Oase. Kaum befahren, schlängelt sich die Landstraße von einem Weiler zum anderen, an robusten Bauernhöfen inmitten von üppigen Weiden vorbei. Einzelne Holzbrücken über kleine kristallklare Bäche. Eine ruhige Ecke, einen Genuss für Radfahrer.

Füssen – Stadtmitte
Die Landstraße mündet in die beliebte Radstrecke um den Forggensee (Link: „Im Allgäu, der Radweg um den Forggensee“) die über Roßhaupten, Rieden, Café Maria, Füssen- Bootshafen und Füssen-Stadt entlang der Augsburgerstraße punktgenau auf dem Kaiser-Maximilian-Platz landet.

Fazit: Mittelschwere Radrunde in der prächtigen Allgäuer Landschaft mit bemerkenswertem und kulturellem Hintergrund.
NB. Einige Bilder vor Coronapandemie.
Links:
http://www.meine-velotouren.de/zehn-seen-auf-einen-streich-eine-allgaeu-radtour/
http://www.meine-velotouren.de/im-allgaeu-der-radweg-um-den-forggensee/
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