Zwischen Bordeaux und Biarritz:
Arcachon / La Teste-de-Buch > Biscarosse-Plage
(33 km / 67 Hm↑= Höhenmeter))
Biscarosse Plage > Parentis-en-Born
(36 km / 64 Hm↑)
Parentis-en-Born > Mimizan Plage > Parentis en Born
(50km / 91 Hm↑)
Contis Plage > Étang de Léon > Contis Plage
(65 Km / 107 Hm↑)

Vélodyssée: oft in Wassernähe…
Text & Fotos: André-S. Niedzielski
Es ist hier, in der Gegend von La Teste-de-Buch schwierig einen passenden Parkplatz für zwei Autos zu finden. Eines davon mit Anhänger für ein Elektrodreirad.
Erst am Fuß der bekannten „Dune du Pila“, mitten in einem Pinienwald, sind wir fündig geworden. Nach Auspacken des notwendigen Materials starten wir, eine Gruppe von 5 Radfahrern, auf einem Teil der berühmten „Vélodyssée“, ein Radweg im Süd-Westen Frankreichs, den wir vorab genauestens studiert haben.

Materialprobe
Die Wetterlage ist günstig, zwar bedeckt, aber milde Temperaturen um die 25°, angenehm für den Start. Es kommt sofort zu scharfen Steigungen, parallel zur Hauptstraße mit intensivem Verkehrsaufkommen. Sehr schnell steht man auf der Höhe der Düne von Pila, die wie eine mitten in den Wald gestellte Sandmasse erscheint. Viele Touristen auf dem Gipfel und am unteren Rand, die sich offensichtlich beim Gehen schwer tun.

„Dune du Pilat“
Wir fahren weiter, der Radweg führt von der Straße weg und taucht förmlich in den Wald, mit herrlichen gradlinigen Abfahrten. Radlernfreude auf einer gepflegten Strecke, wo man schnell vorwärts kommt. Ab und zu kurze, vielversprechende Aussichten auf das Meer und endlich, die Ankunft am Strand vom Petit Nice mit einem grandiosen Panorama auf den Atlantik. Bei Ebbe eine unendliche Feinsandfläche…und im Wasser das traditionelle herzerfrischende Fußbad! Noch ein paar Kilometer mitten im Pinienwald und wir erreichen Biscarosse Plage.

Der Strand vom „Petit Nice“
Am nächsten Morgen, gegen 10 Uhr, ist es bereits sehr warm: 26 bis 28° im Schatten. Der Radweg führt uns problemlos am Rande von Biscarosse-Plage über 2 bis 3 km entlang und gegen Ende der Ortschaft biegt er plötzlich rechtwinklig nach links. Von da an ein völlig anderes Bild mit strengem Anstieg, mitten in Pinienwälder. Ein Radfahrer der sich in der Gegend auskennt warnt uns freundlich: “Mit solchen steilen Anstiegen, müssen Sie mindestens dreimal auf der Strecke rechnen!“ Und er hatte recht, ernsthafte Steigungen die teilweise die 10% erreichen. Zum Glück wurde es im Schatten der hohen Bäume und mit einer leichten Brise doch noch erträglich. Mit Leichtigkeit werden wir von den E-Bikes überholt, aber der Sport bleibt bei uns und mit der adäquaten Schaltung kommen wir auch nach oben um danach die langen Abfahrten zu genießen. Eine Erfrischung mitten in dem grandiosen Rahmen des großen Pinienbestand, dabei der Harzgeruch und die Abgeschiedenheit auf einem kaum benutzten Radweg.

…kräftige Wellen

…auch mit Dreirad befahrbar
Unser Freund auf seinem Elektrodreirad mit Vorderradantrieb bekommt doch Probleme bei steilen Anstiegen, aber die Mannschaft ist präsent und setzt sich erfolgreich ein. Die letzte Abfahrt landet an einem Traumstrand am Cazaux-Sanguinet See: feiner Sand im Schatten großer Bäume, ideale Pausenstelle, wo man bequem sein Butterbrot und Wasser genießen kann. Erneutes Fußbad in einem sauberen und frischen See. Dazu eine bewundernswerte Aussicht auf die breite Wasserfläche.

Wälder mit Harzduft
Erwähnenswert ist die Entstehungsgeschichte dieser „Grands Lacs“, mächtige Seen, auch „Étangs“, Teiche genannt. Süßwassermassen die durch die Atlantikdünen als Staumauer im Inland gehalten wurden. Daher diese weiten, aber seichten Seen, im Gegensatz zu den tiefen Gletscherseen der Alpen.

Strand am grossen Teich von Cazaux-Sanguinet
Von da an läuft die Vélodyssée, der Radweg am Atlantik, den Sanguinetsee über 4-5 km entlang. Etliche Strände, Gaststätten, Campingplätze. Danach eine kurze Strecke an der Hauptstraße bis Biscarosse-Ville und Parentis-en-Born.

Harzernte…die Arbeit der „Gemmeurs“

Entenjagdhaus
Diesmal sind wir in der Frische des frühen Morgens gestartet, denn die Wetterprognose deutet auf einen heißen Tag hin, mit maximal Temperaturen um die 40° am Nachmittag. Von Parentis-en-Born bis Gastes, die nächste Ortschaft, folgt die Vélodyssée erneut der Hauptstraße wo der Verkehr noch dünn ist. Auf diesen direkten Strecken fährt es sich leicht und man kommt auch gut voran. Von Gastes aus geht der Radweg am Ufer des zweiten großen Sees der Region entlang, nämlich der See von Biscarosse-Parentis. Wiederum zahlreiche Sandstrände mit großen Pinien… und ihrem Schatten, bei einer Hitze, die für den Monat September unerwartet ist. Am Rande des Sees ist das Wasser praktisch lauwarm, aber erfreulicherweise abseits des Ufers kühler. Man muss dennoch sehr weit laufen bis man schwimmen kann, denn bei gut 500 Meter Entfernung vom Ufer kann man immer noch stehen.

Ausgezeichnete Beschriftung

Die Gefahr droht bei unbeaufsichtigen Strand!

Nahe Contis
Nach dem kühlenden Bad, erneut eine lange Strecke entlang der Straße bis Eulalie-en-Born, eine Ortschaft die wie so oft im Süd-Westen Frankreichs zu sehen ist: mit Blumen ausgeschmückte Bungalows, selten ein altes und typisches Haus der Region „Landes“. Auch auffallend: wenige Kirchen zu sehen.
Der Radwegbelag ist durchwegs ordentlich und nur selten sind gefährliche Straßenschäden zu beobachten. Hier folgen viele gerade Abschnitte, wo das schnelle Radfahren Spaß macht. Von Zeit zu Zeit, besonders in der Gegend von Mimizan, bekommt man den süßlichen Geruch der Papierfabriken in die Nase.

Surf-Surf-Surf überall

Hohe Wellen

Viele Campingplätze mit „Mobilhomes“
Kurz vor Mimizan, der Aureilhan Teich: einzelne Fischer an der Arbeit und für uns eine Badegelegenheit. Von da an eine deutliche Rahmenänderung, der Radweg versenkt sich in die Dichte des Waldes der „Landes“, mit gradlinigen und schlängelnden Abschnitten. Einige scharfe Steigungen die jedoch gut zu meistern sind, kein Vergleich mit den Anstiegen des zweiten Tages bis 10%.

Typisches Haus der „Landes“
In den weiten und hohen Wäldern ist die Stimmung ganz besonders, der majestätische Eindruck, die verschiedenen Harzdüfte, das mildernde Licht… und ein ausgezeichneter Radweg. Traumhaft für den Radwanderer.
Nach dem Waldabschnitt kommt man schnell zur Atlantikküste und die deutlichen touristischen Merkmale von Mimizan-Plage werden sichtbar. Das Meer erscheint in seiner Weite und lässt auch seine Macht spüren. Kräftige Wellen brechen sich auf dem Strand, die Surfer und einige Badegäste tummeln sich im Wasser.
Rückfahrt auf dem gleichen Weg, mit genauso viel Genuss.

Praktisches Souvenir

Badehilfe
Fehlstart in Contis-Plage mit dem imposanten Leuchtturm. Nach einem Kilometer auf der Vélodyssée mit der Bezeichnung nach „Giron und Léon“, genau unsere Richtung… plötzlicher Abbruch des Radweges und auch keine Beschilderung mehr. Mitten im Wald, kein Radfahrer den man fragen könnte, niemand weit und breit. Der Weg setzt sich in einem 30 cm schmalen Pfad fort, der früher den „Gemmeurs“, den Harzsammlern (Harz = „das gelbe Gold“), als Transportweg für ihre Schubkarren diente. Eine ziemlich gefährliche Radstrecke, sogar auf einem Mountainbike, mit leichter Sturzgefahr auf diesen ungenau aneinander gestellten Zementplatten. Gut 5 Kilometer lange unpassende Strecke, doch zum Glück sind wir einer Expertin begegnet, die uns den richtigen Weg gezeigt hat. Ein Radweg brachte uns nach Conti-Süd zurück, wo die Strecke der Vélodyssée Richtung Léon startet. Gut zu wissen…

Traditionelles Haus der „Landes“ am Radweg
Von jetzt an ein einwandfreier Radweg mit bemerkenswerter Breite und neuem Belag, wo die Kilometer traumhaft dahin sausen. Auch hier lange Abschnitte mitten in Pinienwälder, geschützt vor Regen oder Hitze. Wunderbar für den Radwanderer. Auf der ganzen Strecke folgen mittelschwere Anstiege und lange Abfahrten mit Geschwindigkeiten bis 50 km/h. Wahrer Radgenuss auf dieser „Achterbahnstrecke“ der Vélodyssée. So kommt man schnell auf die Höhe des „Cap-de-l’Homy“ mit einem großartigen kilometerweitem Strand. Die Sandbank wo die großen Wellen sich laut niederschlagen ist gerade etwas abseits des Ufers, sodass man dazwischen ruhig baden kann.

Hübsches Städtchen in der Region: Hossegor

Cap de l’Homy samt Strand sind sehenswert.
Südlich vom Cap-de-l’Homy fährt man am Strand von Saint Giron vorbei. Hier kommen die mächtigen Wellen bis ans Ufer heran, zur Freude einer Armada von Surfern. Jetzt im September ist das Wasser noch angenehm warm bei 20°.
Die Vélodyssée führt weiter mitten durch den Wald und landet am See oder „Teich“ von Léon mit Strand und Möglichkeit zum Baden. Rückfahrt auf dem gleichen Weg mit Radvergnügen inmitten des prächtigen Rahmens der Forêt des Landes.
Fazit: unvergessliche Radtouren mitten in grandiosen Wäldern in konstanter Nähe des beeindruckenden Atlantiks und der großen Seen. Traumhafte Radgegend… aber aufgepasst: der Küstenweg ist nicht ganz flach!
In der Gegend zu besichtigen:
biarritz

Biarritz… aber ohne Fahrrad!

Biarritz : „Le Royalty“

Biarritz: Casino und „Grande Plage“
Und auf dem Rückweg Richtung Bordeaux:
Autobahn A63, Ausfahrt Nr.15 – Richtung Sabres, eine charmante Einrichtung die man nicht verpassen sollte:
Das Ecomusée – Landes von Marquèze.

„La Maison de Marquèze“
Zu vermerken der versetzte Eingang…es wird nicht gleich ins Haus eingelassen
Vom ehemaligen Bahnhof von Sabres fährt man mit einem Zug der Zeit, der durch den Wald bis zur Endstation Marquèze „dahinruckelt“. Ein Hort lebender historischer Kultur der Region „Landes“.

Der Zug nach Marquèze

Kleiner Heuwagen

Originales Ochsengespann
Ausgezeichnete Organisation und dennoch alles locker gehalten. Man geht zwanglos von einer Station zur nächsten, je nach Interesse. Sicherlich gibt es kommentierte Besichtigungen aber der Durchgang von ca. 3 km in eigener Regie ist durchaus wertvoll, zumal es immer wieder passende Erklärungen vor Ort, beispielsweise im Schafstall, in der Mühle, in der Bäckerei oder Weberei gibt.

Typische Holzschuhe und Socken

Die Weberei

Wäsche-Ecke

Konfitüren-Ecke

Schafstall und Hirtin

Wassermühle mit Treibrad und Mühlen, horizontal gestellt wegen mangelndem Gefälle des Antriebsbaches
Und schließlich, vor der Abfahrt mit dem „Anti-ICE“, eine passende Stärkung sei es im Restaurant „La Table de Marquèze“, in der Imbissstube oder auf dem schattigen Picknick- Platz.
http://www.meine-velotouren.de/drei-radtouren-in-der-landes/
http://www.meine-velotouren.de/der-radweg-am-fluss-lot-le-lot-a-velo/
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nied
Beeindruckende Fotos ,lebhafte Beschreibung, man hat das Gefühl dabei gewesen zu sein.
1. September 2017 — 22:01
Meine Vélotouren
Besten Dank für die Bewertung!
6. September 2017 — 11:06