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Radtouren eines Senioren

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DER RADWEG AM FLUSS LOT: „LE LOT À VÉLO“

Cahors  –  Puy-L’Évêque  (40 km / 274 Hm↑)

Puy-L’Évêque  –  Villeneuve-sur-Lot (54 km / 261 Hm↑)

Villeneuve-sur-Lot  –  Aiguillon (42 km /10 Hm↑)

Aiguillon  –  Agen (40 km / 15 Hm↑)

Insgesamt: 176 Km / 560 Hm↑

Text & Fotos: André-S. Niedzielski

 

Während einer Radtour an der Garonne, im Südwesten Frankreichs habe ich das Tal des Lots (ausgesprochen Lott) entdeckt und daran gedacht, später eine Radreise entlang des Flusses zu unternehmen. Und tatsächlich…es gibt bereits im Internet eine Véloroute, einen Radweg unter der Bezeichnung Le Lot à vélo zu finden.

Los ging es dann im Oktober mit einem Freund der die Gegend gut kennt und das war hilfreich, besonders im Hinblick auf die Orientierung, denn obwohl die Radwegmarkierung meistens ausreichend ist, gibt es doch Passagen wo ich mich alleine nicht gleich zurecht gefunden hätte.
Unter Véloroute versteht man in Frankreich eine Radstrecke auf kleinen, meist landwirtschaftlichen Straßen, die Verkehrsarm, aber nicht ausschließlich für  Radler und Fußgänger reserviert sind. Teilweise trifft man am Lot aber auf Passagen mit richtigen Voies Vertes, d.h. exklusive Wegstrecken für Radfahrer und Wanderer.

Wir sind von Cahors aus gestartet und die erste Etappe hat uns bis Puy-L’Évêque gebracht, wobei diese ersten 40 Km ziemlich bergig waren. Das Tal ist noch eng und der Radweg führt zwangsweise auf die umliegenden Berge zu.
Cahors ist eine kleine Stadt von 19 T. Einwohnern, Präfektur vom Département Lot,  eingepfercht in einer Flusskrümmung. Rundum hohe Felsen und Hügel, eine hübsche mittelalterliche Altstadt  le Vieux Cahors. Viele kleine Cafés und Bistros, um einen großen Platz. Als Sehenswürdigkeiten: die Valentré Brücke im 14 Jh. errichtet mit einer gewaltigen aber harmonischen Architektur. Die Cathédrale Saint Etienne aus dem 11 Jh. mit Bischofsitz. Eine zweite sehenswerte Kirche: Saint Barthélemy aus dem 14 Jh. Eine perfekte Aussicht bekommt man vom Mont Saint Cyr, der Berg der die ganze Stadt überragt.

Nach den ersten Kilometern mit viel Verkehr auf einer Straße und wenig Radweg, kommt man durch eine kleine Gasse direkt zum Fluss herunter und findet da eine wohltuende Stille. Der Lot ist hier bereits beruhigt und strahlt seine Dominanz aus. Ideale und gut eingerichtete Picknick-Stelle: Bänke, Tische…und Schatten.

Ruhe am Fluss

Plantagen

Plantagen, Plantagen…ohne Ende

Ab hier kommen einige Steigungen( 274 Hm = Höhenmeter), die eine gewisse Kondition verlangen, aber auch genussvolle Abfahrten. Das alles in unmittelbarer Nähe des Flusses. Kleine Dörfer und Marktflecken oft mit den typischen Steinhäusern der Region. Viel Agrarlandschaft, Obstgärten, große Plantagen mit Nussbäumen, Haselnusssträuchern (auch mit Eichhörnchen!), Kastanien und vor allem, weiter flussabwärts, Weinberge  mit der Bezeichnung Vignobles de Cahors sowie die weltberühmte Pflaumenkultur der Pruneaux d’Agen. Es scheint, dass die Agrarwirtschaft in der Gegend profitabel sein muss, denn opulente Bauernhäuser und Weingüter bis zu Herrensitzen sind hier nicht selten zu bewundern. Andererseits auch einfache Wohnhäuser, mitunter verlassen. Die Arbeitslosigkeit ist präsent, nicht zuletzt weil die Agrarwirtschaft nicht ständig Personal braucht. Die Landflucht ist spürbar: Schilder mit der Aufschrift „à vendre – à vendre“ waren oft zu sehen.

Gefährliches Fensterln…

Kurz vor Albas gibt es am Straßenrand eine Art Vorsprung über den Lot, von da aus kann man die weite Aussicht über die gesamte Breite des Tales genießen.

Auf dem Weg immer wieder zu bestaunen: die bekannten Bastides, Festungsdörfer meistens einer Hügelspitze aufgesetzt, rundum vermauert, die als markante Erscheinungen die  Landschaft prägen. Diese Bastides dienten ursprünglich im Mittelalter als sichere Zufluchtsorte für die Landbevölkerung, die sich dort bei einem Angriff von Feinden in Sicherheit bringen konnte.
Nach einem breiten Bogen des Lots radelt man ohne große Anstrengung nach Puy-l’Évêque hinein, wo unsere erste Etappe endet.

Maison typique

Typisches Steinhaus

 

Abtei

Abtei am Weg

Erst beim Verlassen des Städtchens, an der Brücke über den Lot, offenbart sich die außergewöhnlich malerische Lage des Ortes auf einer Hügelseite oberhalb des Flusses. Mittelalter pur! Dieses Spektakel im Morgendunst bekommt man gratis serviert auf der Brücke die den Radweg nach Süden weiterleitet. Der schlängelt sich jetzt durch die Weinberge, meistens in Flussnähe, durch die Ortschaften Vire- sur- Lot, Soturac  und  Fumel (ausgesprochen Fümell), dabei mehrere Abschnitte auf  „voies vertes non goudronnées“ d.h. auf Kiesbelag.

Radweg statt Bahnlinie in Fumel

Alter Bahnhof Fumel

Deutlicher Hinweis vom Umbau der damaligen Bahnverbindung entlang des Lots. Deutlich deshalb, weil ein Teil des Belages noch den typischen schwarzen Ballastkies (Dampflok) aufweist. In Fumel geht der Radweg direkt am alten, verlassenen Bahnhofsgebäude mit der Aufschrift Gare de Fumel vorbei.

....auf dem Weg

Entzückende blumige Dörfer am Weg

Herrensitz

Herrensitz

Hier wurde die Radwegmarkierung etwas mangelhaft, wir mussten auch eine Strafrunde absolvieren… die charmante Boulangère vom Ort schickte uns unbeabsichtigt in die falsche Richtung.

Le Lot à vélo 6-12-10.15 031

Ausguck

Unmittelbar nach Fumel  kommt Saint-Vite mit einem großen Markt und vielfältigem Angebot. Lokale Produkte der Saison, alle erdenklichen Obstarten, frisches Gemüse äußerst appetitlich, Fischstände, Wein der Region. Ein sehr fröhliches, lautes und arbeitsames Ambiente.

Im Hinterland von Fumel steht eine bekannte Sehenswürdigkeit der Gegend le Château de Bonaguil, Schlossfestung des 13. Jh. mit einer imposanten Gestalt. Leider ist der Weg dahin verkehrsintensiv  und ziemlich steil… außerdem an dem Tag gerade geschlossen!
In Lafitte-sur-Lot gibt es ein Musée du Pruneau, repräsentativ für die Agrarkultur der Region. Die getrockneten Pflaumen in verschiedensten Arten – mit oder ohne Füllung – schmecken besonders lecker…  in Armagnac getränkt.
Allmählich wird das Tal sehr breit und die zweite Radetappe endet in Villeneuve-sur-Lot.

Nah am Wasser – Villeneuve sur Lot

Nach  Villeneuve-sur-Lot kommt eine lange Strecke auf einer echten Voie Verte, kein Fremdverkehr, nur selten einzelne Radler und Wanderer. Danach wieder kleine lokale Landstraßen, flach und ohne  Anstrengung befahrbar. Es geht fast ständig am Fluss entlang, der eine angenehme Frische ausstrahlt.
Auf dem Weg, ein charmantes Städtchen das man unbedingt besuchen muss: Clairac (ausgesprochen Klerak) mit einer richtigen Sandbucht am Fluss, wo die Leute im Sommer baden können. Das Café de la plage, knapp darüber, bietet einen fantastischen Ausblick über den breiten Lot. Hier gibt es bereits kleinere Schiffe zu sehen. Der Fluss ist vom Canal de la Garonne aus bis Villeneuve bedingt schiffbar.

Im Hintergrund, le Vieux Clairac, die mittelalterliche und blumige Altstadt mit zahlreichen typischen Gässchen, einige schiefe Fachwerkhäuser, die das Nagen der Zeit nicht ganz unbeschadet überstanden haben.

Altstadt von Clairac

Von Clairac bis Aiguillon (ausgesprochen: Egüiyon) sind es nur wenige Kilometer. Und wenn die mächtige Brücke – Pont Napoléon 1er (gebaut 1828) über den Lot – der unmittelbar vor seiner Einmündung in die Garonne steht – passiert ist, hört der Radweg auch auf.
Von der Brücke aus hat man übrigens einen letzten Blick über den majestätischen Fluss der das ganze Tal mit einem  hochwertigen und hier hoch geschätzten Element versorgt: das Wasser.

Aiguillon: Ende des Radweges. Am rechten Ufer, die "Notre Dame Brücke" 1603 wiederaufgebaut.

Aiguillon, Pont Napoléon 1er: Ende des Radweges. Am rechten Ufer, die Mühle „Notre Dame „, 1603 wieder aufgebaut

Ein „Zuckerl“ kann dem Radfahrer nicht vorenthalten werden und zwar der Anschluss an den Radweg am Canal des Deux Mers der in  Toulouse im Radweg am Canal du Midi  mündet. Allerdings geht es nach Aiguillon für etwa 6 Kilometer auf einer belebten Landstraße (D642) südwestlich bis Damazan, mit Anbindung an den Radweg. Ein direkter Übergang ist in Planung.
Von da an lange, gerade Strecken am Kanal entlang, im Sonnenschutz einer unendlichen Platanenallee, wo das Fahrrad fast von alleine rollt..

Clermont-Dessous auf de, Weg nach Agen

Fazit: ein Top-Radweg mit breiter geo-historischer Diversität, den wir entsprechend des reichen kulturellen Angebots, eher in einer Woche befahren hätten sollen. Es gibt viel zu besichtigen und dazu die Freundlichkeit der Einheimischen, die Sportler auf Fahrrädern akzeptieren.

http://www.meine-velotouren.de/drei-radtouren-an-den-fluessen-garonne-und-baise/

http://www.meine-velotouren.de/auf-der-velodyssee-der-radweg-am-atlantik/

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