Agen > Valence-d’Agen > Moissac > Montech
(74 Km /64 Hm↑)
Agen > Clermont-Dessous > Port- Sainte- Marie > Buzet- sur- Baïse > Le Mas-d’Agenais > La Réole > Castets-en-Dorthe
(105 Km / 66 Hm↑)
Agen > Sérignac-sur-Garonne > Vianne > Lavardac > Nérac
(45 Km / 45 Hm↑)
Gesamt: 224 Km / 175Hm
Text & Fotos: André-S. Niedzielski
Im Juni kann es viel regnen im Südwesten Frankreichs, dennoch beklagen sich die Einwohner nicht, denn die intensive Agrarwirtschaft braucht Wasser…viel Wasser! Die Bewässerung der Region ist auch eine der aktuellen wichtigen Funktionen vom „Canal Latéral à la Garonne“, der früher hauptsächlich für die kommerzielle Schifffahrt gebaut wurde. Mit dem Aufschwung der Eisenbahn und des Güterkraftverkehr hat der Kanal an Bedeutung deutlich verloren und dient jetzt nur den Freizeitkapitänen…und den Radtouristen, die mit dem Umbau der Treidelwege wunderbare beinahe flache Radstrecken bekommen haben! Geradlinige Abschnitte, wo man über Kilometer regelmäßig und schnell voran kommt. Der Spaß am Radfahren mitten in einem außerordentlichen Rahmen. Zeitweise ein kurzer Anstieg an den Schleusen und danach wieder lange Passagen nah am Wasser im Schatten der Pappeln und der Weiden. Leichter Ostwind, gerade meine Richtung nach Verlassen der Stadt Agen!

Agen – Typische Straße

Agen – Bio Markt
Eine einladende Stadt von 34 T Einwohner, zwischen dem Fluss Garonne und dem Begleitkanal der durch einen wahrhaften Wunderbau den Fluss über eine sehr bekannte Kanalbrücke am Rande der Stadt überquert . Gepflegte Gassen und ein hervorragend restaurierter Stadtkern. Ein wöchentlicher von Menschen wimmelnder Markt mit allen Produkten einer reichen Agrargegend. Dabei, selbstverständlich die berühmten Pflaumen von Agen in verschiedenen Ausführungen: frische oder getrocknete Früchte, Marmeladen oder in Einmachgläsern mit Armagnac!

Agen – Wochenmarkt

„Pruneaux d’Agen“
Im Zentrum der Stadt, das Theater Ducourneau (1906) mit der dekorativen Fassade und anschließend in der Strasse, eine Reihe von Verwaltungsgebäuden. Am oberen Stadtrand der kleine Hafen am Kanal.
Auf dem Radweg Bordeaux-Toulouse kommt man schnell voran und kann den prächtigen Rahmen um den Kanal genießen. Auf dem Weg die Schleusen Saint Christophe und Le Noble; nach 25 Km Valence d’Agen, ein Städchen von 5 T Einwohner. Mittagspause an der Hafenanlage, wo die Bootssportler ihre Schiffe andocken und in der Stadt einkaufen können.

…hübsch renoviert

Valence-d’Agen – Kanalhafen

Radweg am Kanal
Wiederum nach etwa 20 Km und bereits in der Ferne sichtbar, der Kirchturm der Abtei Saint-Pierre in Moissac mit dem Kloster aus dem 11 Jh. Berühmte romanische Bildhauerei am Klostergewölbe und am Kirchentor. Außerdem eine bekannte Etappe auf dem Jakobsweg. Im Prospekt, ein origineller Spruch um die Stadt genauer zu besichtigen: In Moissac ist alles Spektakel!

Die Klosterkirche „Saint Pierre“ in Moissac

Moissac – Rathaus
Am Kanal, die Schleuse von Moissac und direkt nach der Stadt, eine zweite Kanalbrücke, diesmal über den Fluss Tarn, ein Zufluss der Garonne. Nach weiteren 7 Km, die Ortschaft Castellsarrasin, 14 T Einwohner und der Kanalhafen „ Jacques Cousteau“.
„Escatalens“? ….“was? Kenne ich nicht“ antwortet mir ein Fischer auf meine Frage nach dem Ort. Und auf meinem Nachdruck: „ Ah! Escataling“ mit dem melodiösen lokalen Akzent des Südwesten…“ja doch, nach der nächsten Brücke rechts“. Ohnehin keine wichtige Information, denn das Dorf scheint völlig verlassen, kein Mensch auf der Straße, kein Bistro offen, ein isoliertes Hotel seit zwei Monaten geschlossen und doch im Prospekt empfohlen! Dazu fehlende Telefon Verbindung! Die Lösung: zurück zum Radweg in Richtung Montech nächste Ortschaft mit einem sehenswerten Lastenaufzug für Schiffe….leider zurzeit „außer Betrieb“!

„Die Flucht nach Egypten“

Moissac – Klosterplatz

Montech – Lastenaufzug für Schiffe

Montech
Es wird langsam düster und fängt an zu regnen…aber das gehört zum Radwandern dazu und der Tag war ausreichend mit positiven Eindrücken ausgefüllt, darunter die Freude auf einem außerordentlichen Radweg fahren zu können.
Agen > Clermont-Dessous > Port-Sainte –Marie > Buzet –sur-Baise > Le Mas-d’Agenais > La Réole > Castets-en Dorthe
Nach zwei recht frischen Regentagen, kann ich wieder auf dem Kanalradweg nach Westen neu starten. Noch trübe Wetterlage, aber ähnliche gerade Strecke am Kanal entlang mit purem Radvergnügen. In regelmäßigen Abständen, die alten Häuser der Schleuser, einige völlig verfallen und andere, übrigens die Mehrheit davon, hübsch renoviert, oft bewohnt und blumig geschmückt. An der Strecke entlang, die prächtigen Pappel Alleen, die hier noch kräftig und gesund aussehen. Wenig Verkehr auf dem Weg, einzelne Radfahrer oder joviale Gruppen, sowie zeitweise stille Pilger auf der Strecke nach Sankt Jakob von Compostella.

Auf der Kanalbrücke
Kurzer Abstecher nach Clermont-Dessous, ein zauberhaftes Dorf auf einem Hügel gelegen, vor Überschwemmungen optimal geschützt und mit einer breiten Aussicht über das fruchtbare Tal der Garonne.

Clermont-Dessous – Die Kirche Saint-Jean-Baptiste

Clermont-Dessous

Henkershaus

Das Garonnetal
Unmittelbar danach am rechten Flussufer: Port-Sainte-Marie. Das Städtchen trug zur Zeit der Binnenschifffahrt eine bedeutsame strategische Wichtigkeit. Von da aus, über die Hauptstraße erreicht man die Brücke Saint Martin und einen ausgezeichneten Aussichtspunkt über die Altstadt.

Port-Sainte-Marie

Augenmaß…
Noch einige hundert Meter und schon fährt man sicher über den Radweg am Kanal entlang bis Buzet-sur-Baïse mit einer geräumigen Hafenanlage. Viel Glück und gutes Auge kann man den Freizeitkapitänen wünschen die nach Damazan weiter fahren wollen, denn sie müssen unter einem ziemlich engen Gewölbe durchkommen!

Mas-d’Agenais – Hafenanlage

Garonne-Radweg-Kanal-Straße
Nach der Schleuse von La Gaulette erreicht man das Dorf Mas-d’Agenais, bekannt durch eine romanische Kirche aus dem 11Jh. und darin exponiert, ein Bild von Rembrandt, „Christ auf dem Kreuz“ von 1631. Leider just an dem Tag gerschlossen! Übernachtung in einer nicht gerade gastfreundlichen Unterbringung am Ort.
Am nächsten Tag ist die Sonne wieder voll da und leuchtet mit Wärme dem Spektakel am Kanal. Zahlreiche Kähne und Freizeitboote fahren gemächlich vorbei und grüßen freundlich. Einige Luxus Exemplare mit langen Tischen auf der Oberbrücke und Champagner Flaschen geschmückt; wohlhabende, verdächtig spießig wirkende Gastgeber und uniformiertes Personal! Auffallender Gegensatz zu den Radweg Sportlern mit ihren Saftflaschen am Rahmen fixiert. Dafür sind die Radfahrer wesentlich schneller vor allem an den Schleusen, wo lange Staus etliche Wartestunden voraussichern.
Vorbei an den Schleusen Avance (voran!) und La Gravière, sowie die Ortschaft Meilhan-sur Garonne. Kurzer Abstecher nach La Réole um die dortigen seltsamen Hausfassaden geschmückt mit Balkongeländern aus Schmiedeeisen nach spanischem Muster zu bewundern. Oberhalb der Stadt, die gewaltige Festung die das Ortsbild prägt.

La Réole

EXS0
Ende des Radweges in Castets-en –Dorthe, wo der Kanal in den Fluss mündet. Nah am Ufer der Garonne, einige Häuser die an ihren Fassaden die Markierungen der verschiedenen Überschwemmungen des Flusses im Laufe der Jahre als Warnung zeigen. Eine Verlängerung des Radweges in Richtung Bordeaux über Cadillac – wohl mit dem Fahrrad – war vorgesehen aber zu der Zeit noch nicht realisiert.

La Réole – Kirche Saint-Pierre XII – XVII Jh.

Castets-en-Dorthe: Kanalende – Einmündung in die Garonne

Überschwemmungsmarken !
Agen > Sérignac-sur Garonne > Vianne > Lavardac > Nérac
Als Ausgang der Tour, der kleine Kanalhafen Agens im oberen Teil der Stadt. Der Radweg führt sofort zur Kanalbrücke und überquert durch das spektakuläre Werk aus zerteilten Steinen den Fluss Garonne in seiner gesamten Breite in etwa 10 Meter Höhe. Die Radstrecke ist nicht sehr breit und man muss sich genauestes konzentrieren um die Passage über 500 Meter zwischen Kanalwasser und Brückenmauer frei zu überstehen!

Kurz nach Agen – Kanal und Kanalbrücke
Obligates Erinnerungsbild und Fortsetzung des Radweges am Kanal entlang mit den langen geradlinigen Abschnitten zwischen den Pappel Alleen. Immer wieder die Unterbrechung an den komplizierten Wasserwerken der Schleusen mit den bunt blumigen Häuschen, die aus einem Kinderbuch stammen könnten. Auf dem Weg kommt man zügig voran und erreicht bald die Ortschaft Sérignac –sur-Garonne. Danach Überquerung des Kanals und auf der linken Seite bis zur Larderet Schleuse, wo der Weg an der Baïse entlang, leider über die Landstraßen D108 und D642 abzweigt. Noch gibt es keine durchgehende Route für Radfahrer, was durchaus im Sinne einer Tourismus Förderung für die Gegend zu erwägen sei. Zum Glück ist die Strecke nicht allzu lang, dennoch bleibt der Unterschied gegenüber den Radweg am Kanal der Garonne mit Freude am Fahren und die Sicherheit recht markant.

Auf dem Weg nach Nérac: Die Brücke über der Gélise XIII Jh.
Mitten im Weinberg Gebiet von Buzet, steht die Bastide (Dorffestung) von Vianne mit einer beeindruckenden Abwehrmauer von gut 1 Km . Vier quadratische und 2 runde Türme ergänzen optimal das Bild.
Die Landstraße am rechten Baïse Ufer führt dann nach Lavardac, einer kleinen Ortschaft von 2 T Einwohner, die bis zum 19 Jh. ein wichtiger Hafen in Verbindung mit der Versorgung von Bordeaux war. Im Zentrum, eine charmante romanische Kirche aus dem 12 Jh. die man besuchen sollte.

„Le Moulin des Quatre Tours“ XIII Jh. in Barbaste
Nach weiteren 10 Km erreicht man Nérac, 7 T Einwohner Distrikthauptstadt und Hochburg von – in der lokalen gasconische Sprache – „ lô nostre bon rei Enric“! Heinrich der Vierte (1533-1610), König von Frankreich und Navarra. Mitten in der Stadt, das imposante königliche Schloss, wo sich auch das Museum der Albret Familie befindet.

Nérac
Ein bemerkenswerter Altstadtkern mit einer massiven Steinbrücke über den gelb gefärbten Fluss Baise und eine Anzahl von Pieren die auf die damalige rege Hafenaktivität schließen lässt. Heinrich der IV bekannt durch seinen sozialen Spruch „für Alle ein gekochtes Huhn am Sonntag“, aber auch der König vom Edit de Nantes 1598, ein Gesetz zugunsten der Toleranz gegenüber den Protestanten im Lande…leider von König Louis XIV bereits 1685 abgeschafft, was zu einer Massenauswanderung der Hugenotten in die damaligen liberalen europäischen Länder ,wie Schweiz, Holland und Deutschland zufolge hatte!

..am Wasser
Nach der Chronik war Heinrich der IV ein Frauenjäger und hätte keine Möglichkeit ausgelassen eine der hübschen Hofdamen zu verführen. Versteckt in den weiten Parkanlagen der Garenne, unweit vom Stadtzentrum befindet sich ein passendes romantisches Schmuckstück: ein kleiner Brunnen an Fleurette, eine seiner bedauernswerten Eroberungen gewidmet.

Der „Fleurette Brunnen“

auch verlassen…

Kleiner Fisch….
Heinrich der Vierte von Frankreich war von seinem Volk angehimmelt…aber nicht von allen Bürgern und starb 57 jährig 1610 auf tragische Art unter den Messerhieben seines Mörders, François Ravaillac! Prompt wurde auch die furchtbare Todesstrafe durch Vierteilen verhängt, was Ravaillac nicht allzu verängstigte, denn kurz davor hätte er sich banal geäußert: „es wäre nur eine schlechte Viertelstunde zu überwinden!“

Nérac: „Château Henri IV“
Fazit: Vielseitigkeit am Kanal entlang der Garonne und seinem prächtigen Radweg! Man fährt viel zu schnell an geographisch und historisch wichtigen Sehenswürdigkeiten. Auch der Ausflug nach Nérac, an der gelben Baïse hat sich vollauf gelohnt: Frankreichs Geschichte pur!
http://www.meine-velotouren.de/der-radweg-am-fluss-lot-le-lot-a-velo/
Vom selben Autor:
https://www.epubli.de/shop/buch/Gesunde-Senioren—Der-Sport-machts-Dr-Andr%C3%A9-S-Niedzielski-9783754147535/116470
