Meersburg > Hemmenhofen 40 Km / 110 Hm↑
Hemmenhofen > Schaffhausen 40 Km / 122 Hm↑
Gesamt: 80 Km / 232 Hm↑
Text & Fotos: André-S. Niedzielski
Eine Sommer-Radtour entlang zwei Wassergiganten die sich noch in Österreich auf Biegen und Brechen vereinen und sich bereits in Stein am Rhein, in der Schweiz friedlich trennen!
Ausgangspunkt der Tour: Meersburg am Bodensee, malerischer Ort mit der prächtigen Alten Burg die den See überragt und zahlreiche mittelalterliche Gassen von fotohungrigen Touristen übervölkert. Preiswertes Autoparking am „Töbele“ für 2 € am Tag, gerade über der Anlegestelle der Fähren die den See in einer auffallend hohen Frequenz überqueren. Kurze halbstündige Bootsfahrt, just die Zeit um die Seeluft genießen zu können und schon landet man in Staad wo ein ausgezeichnet geschilderter Radweg direkt zu einer der bedeutsamen Bodenseeinseln führt: die Insel Mainau. Eine der zahlreichen touristischen Attraktionen der Region Bodensee, die Tausende von Besuchern jahrjährlich durch ihre spezielle Blumenpracht anzieht.

Die Fähre Meersburg – Staad

Topographie
Gleich im Frühling sieht die Mainau aus wie ein riesiger bunter Blumengarten zur Freude der Botanik-Amateure von nah und fern. Einzelne exotische Baumgruppen verleihen der Anlage einen südländischen Eindruck. Nach einer bewegten Vorgeschichte steht die Insel jetzt unter der Obhut der Stiftung Lennart Bernadotte die den Publikumsbesuch gewährt.

Iznang

Hemmenhofen
Von der Insel Mainau bis zum nächsten Dorf Litselstetten gibt es eine anstrengende Steigung zu bewältigen, zumal die Tageshitze sich bemerkbar macht. Nach dem höchsten Punkt des Bergmassivs, der Bodanruck der zwischen den beiden Seearmen, Überlingersee und Untersee hervorragt, geht es angenehm bergab bis zur größten Insel des Bodensees, die Insel Reichenau. Hauptsächlich Agrarbewirtschaftung, hochqualitativer Gemüseanbau und Obstplantagen mit Angliederung an wichtige Lebensmittelketten.

..am See entlang

..Abendstimmung
Es folgt eine nicht asphaltierte Radstrecke sehr nahe an der Eisenbahnlinie Konstanz- Radolfzell, sodass der Radfahrer die vorbeifahrenden Züge beinahe im Nacken spürt! Radolfzell, ein mittelalterliches Städtchen von ca. 30.000 Einwohnern mit einem spät-gotischen Münster und einem sehenswerten Altadtkern. Die Stadt beherbergt mehrere Naturschutzvereine wie die Bodenseestiftung und das Max Planck Institut für Ornithologie.

Fachwerkhäuser

…in der Höri
Nach der Stadt führt der Radweg wieder angenehm am See entlang, im Windschatten der hügeligen Landschaft der Halbinsel Höri, die dank dem besonders milden Klima und der malerischen Landschaft von jeher eine Kolonie von Künstlern her gelockt hat. Verdiente Pause in Iznang mit schmalem Strand und breiter einladender Imbissbude; die Hitze ist langsam unerträglich geworden und eine längere Pause im Schatten der Pappeln, mit Fußbad und Flüssigkeitsersatz drängt sich!

..schmuckes Zimmer

…und wieder Fachwerkpracht
Irgendwie hat der Radwanderer immer wieder Glück, die Sonne geht langsam unter und zusätzlich zum grandiosen Himmelsbild steigt eine frische Brise vom See auf. Ein Energiestoß und nach etwa 1o Km kommt man mit Leichtigkeit nach Hemmenhofen, erste Etappe der Radwanderung. Das vorbestellte Zimmer war leider nicht das richtige, enge überhitzte Mansarde mit voller Sicht auf die laute Hauptstraße! Keine erholsame Nacht in Aussicht, denn am nächsten Tag muss geradelt werden!
Am Seeufer jedoch ein schmuckes Hotel, ruhig und gepflegt, Privatstrand und Fahrradgarage! Angenehmer Empfang im Hotel Stern am See von Gastgebern, die die Fahrradwelt kennen und schätzen! Unweit davon , ein uriges Lokal… natürlich Fisch vom See und ein großes Bier!

Stein am Rhein

..noch Fresken

Hauptstrasse
Am nächsten Tag, nach etwa 10 Kilometer hügeligem Terrain, kommt man plötzlich in eine Kleinstadt, just an der Stelle wo der Rhein sich langsam aus dem Bodensee schweren Herzens entreißt: Stein am Rhein. Der Ersteindruck ist faszinierend, ( bei aller Unwissenheit ) eine Ortschaft wie ein riesiges fantastisches Tattoo! Jedes Gebäude, jede Kirche außergewöhnlich mit Fresken geschmückt; die einen mit biblischen Bildern, die anderen mit Handwerksdarstellungen und Alltagsszenen!

Stein…am Rhein

..auf dem Weg
Mittelalterliche Prägung des Stadtbildes mit den bemalten Fassaden, gepflegte Fachwerkhäuser und schmale Gassen. Die Besuchermenge aus allen Herren Ländern verteilt sich harmonisch über das gesamte Stadtgebiet, inklusiv Hafenanlage am Rhein. Fröhliche, lockere Stimmung mit viel Bewunderung …und Verwunderung!
Wir sind in der Schweiz und dazu gehören viele Käsespezialitäten, speziell davon die bekannten „Chäse Küchli“, die kleinen schmackhaften Käsekuchen. Für Radwanderer die ideale Reisekost zum itnehmen.

Die Holzbrücke vonDiessenhofen-Gailingen

Picknick-stellen am Fluss
Der asphaltierte Radweg folgt dem mächtigen und ruhigen Rhein, der sich auf dem Weg nach Schaffhausen macht. Auf der Höhe Diessenhofen – Gailingen kommt man an einer prächtigen gedeckten Holzbrücke, 1816 gebaut und beide Ortschaften verbindend. Grenzposten mit einer bewegten Vorgeschichte, besonders während des letzten Weltkrieges. Der geographischen Begrenzung zwischen Schweiz und Deutschland folgt ein unregelmäßiger Verlauf und stellt etwas weiter flussabwärts eine echte Seltenheit dar, die deutsche Enklave Büsingen, auf dem rechten Flussufer auf Schweizer Gebiet.

…. am mächtigen Fluss
Am Radweg entlang,fährt man weiter ganz nahe am Fluss, wo sich große Fische furchtlos tummeln, mehrere und saubere Picknick-stellen mit Bänken und Tischen zur Pause einladend. Gratis Abkühlung vom Rhein gespendet bei diesem sehr warmen Sommertag.
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Der Fluss ist fischreich

…zunächst die Schnelle
Auf dem gepflegten und flachen Radweg komme ich schnell voran und lande bald in Schaffhausen, Hauptstadt des Kantons gleichen Namens. Lange und schwindelerregende Abfahrt (mit später anstrengendem Rückweg!) zu dem weltberühmten Rheinfall, einer der mächtigsten Wasserfälle Europas mit einem Gefälle von 23 Meter über 150 Meter Breite und einem Volumenstrom von 370 Kubikmeter pro Sekunde im Durchschnitt! Reger Busverkehr zwischen Stadt und Rheinfall, eine Menschenmenge am Rande des Wasserfalles. Einige mutige Besucher steigen sogar in eine Schaluppe die sie am nächsten an das brausende Wasser bringen soll.

..und dann der Rheinfall!

Mutige Touristen in der Schaluppe

Genaue Angaben
Beeindruckendes Spektakel eines imposanten Flusses der sich um 20 Meter in die Tiefe stürzt, begleitet von einem mächtigen Schaumstrudel, Wolken von Sprühnebel und ohrenbetäubendem Getöse. Eine Anzahl von Hotels, Restaurants, Souvenirläden die vom Naturschauspiel profitieren.

Schaffhausen CH
Scharfer Wiederanstieg nach Schaffhausen -Stadt, bunt dekorierte 35.000 Einwohner große Ortschaft, mit der dominierenden Festung Munot, ein runder Abwehrturm im 16 Jh. errichtet. In der Stadtmitte auffallende Hausfassaden mit Erkern und Fresken. Blumig geschmückte Häuser und vielen nationalen und kantonalen Fahnen, ein fröhlicher gastfreundlicher Gesamteindruck.

Halt an der Mainau
Der Hauptbahnhof wird leicht ausfindig gemacht, genauso ein Platz in der S-Bahn nach Kreuzlingen, Zwillingsstadt von Konstanz. Im Gespräch mit einem Mitfahrer dem ich meine Sorge geäußert hatte keinen gültigen Fahrschein für mein Rad zu besitzen, konnte ich nach all der erlebten Ordnung und Konformität im Lande mit Erstaunen erfahren, dass „er weder für sich selbst noch für sein Fahrrad ein Billet hätte…weil auf dieser Bahnlinie sowieso keine Kontrolle stattfindet- oder?“ (charmanter typischer Satzabschluss) . Und, es hat gestimmt…

Konstanz, die Imperia am Hafeneingang. Drehbare 9 Meter hohe Statue, aufgestellt in Erinnerung an das Konzil von Konstanz (1414-1418) stellt eine Kurtisane mit eindeutiger Ausstrahlung dar. An der rechten Hand ein nacktes Männlein mit Krone und an der linken Hand eine päpstliche Figur!

Meersburg, Seesicht
Vom Bahnhof Kreuzlingen bis zum Konstanzer Hafen sind es noch etwa 3 Kilometer durch die Stadt auf abgegrenzten Fahrradwegen. Sobald am Kai angekommen, konnte ich rasch auf die nächste Fähre springen. Nach kurzem Halt an der Insel Mainau, wo eine Armee von Touristen, die Augen noch voll von blumigen Impressionen, die Fähre überfallen, setzt das Schiff wieder am Anfangspunkt meiner Radwanderung in Meersburg an.
Fazit: Insgesamt eine ansprechende Tour auf ausgezeichneten Radwegen am berühmten europäischen Gewässer mit grandiosen Aussichten und einem mächtigen beeindruckenden Abschluss am Reinfall.
http://www.meine-velotouren.de/auf-dem-weg-zum-bodensee-der-argentalradweg/
http://www.meine-velotouren.de/vom-appenzellerland-zum-rheintal-ein-rundkurs/
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